Geschichtsweg Station 4: Bierkeller

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Der alte Bierkeller mit Gewölbe, Eiskamin und mehreren Stockwerken zur Kühlung von Bier und Lebensmitteln befindet sich direkt unter dem Kindergartengebäude und ist in den 2000er Jahren durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Nach dem Einbau von Feuerschutztüren, mehreren Abluftkanälen und der Versiegelung des Gewölbes kann der alte Bierkeller als Veranstaltungsort für die Neufahrner Kulturtage genutzt werden. Früher wurde in den Räumen das Bier kühl gehalten, als Kühlmittel sorgten aus den Weihern geschnittene Eisbrocken für die richtige Temperatur in dem unter der Erde befindlichen Gewölbe, darum heißt er Eiskeller.

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Gemeindearchivar Heribert Haber hat 2019 folgendes zum Eiskeller zusammengetragen:

„Das Eis wurde aus den nahen Weihern gesägt, die Platten mit schweren Zangen gepackt und mittels langer Haken und Piken an das Ufer geschoben. und dann mit Fuhrwerken zum Sommerkeller gefahren. Nach dem Abladen wurde es in einem an den Bierfässern angrenzenden Raum gelagert und dann mit Holzschlegeln zerkleinert. Dadurch vermied man Lufteinschlüsse und das gewonnene Eis gefror mit der Zeit zu einem riesigen Eisklumpen und kühlte den gesamten Keller.“

„Das Bier sah früher anders aus und schmeckte auch nicht so wie heute. Es gab nur zwei Sorten. Das Winterbier und das Sommer- oder Märzenbier. Beide waren untergärig und erforderten eine kühle Lagerung. War es zu warm, wurde das Bier sauer. Das Winterbier wurde nur zwischen Michaeli (29. September) und Georgi (23. April) gebraut und ausgeschenkt. Heute würde man Dünnbier dazu sagen und was heute der Kaffee beim Frühstück ist, war früher die Biersuppe.

Das Sommer- oder Märzenbier hatte einen etwas höheren Alkoholgehalt, war aber mangels ausreichender Kühlung eine verderbliche Ware und wurde in Kellern, den Sommerkellern, gelagert.

Damit sich das Erdreich im Sommer über den Kellern nicht zu stark erwärmte, pflanzten die Brauer flach wurzelnde Kastanienbäume, da diese die Kellergewölbe nicht schädigten. Ein bekanntes Beispiel dafür ist noch heute der Nockherberg in München.

1812 erließ Max I. ein Edikt, das den Ausschank von Bier neben Brauereien erlaubte. Der Biergarten war geboren. Ein idealer Platz auch für schöne Feiern.

So war es auch bei uns in Neufahrn bis etwa 1928, als über dem Sommerkeller eine Kinderbewahranstalt, der heutige Kindergarten, gebaut wurde.

In Neufahrn gab es schon sehr früh ein Bräuhaus, das bereits 1558 bei einem Verkauf erwähnt wurde. Vermutlich hatte es auch einen Sommer-keller, der gesichert nachgewiesen ist am 27 Juni 1591 in einem Vertrag zwischen den Brüdern Sebastian, Wolf Sigmund und Hans Christoph von Haunsperg.

Dort heißt es: 

"Im Bräuhaus soll jeder der drei Haunsperger jeder der Reihe nach sein eigenes Bier brauen und es in den drei zum Schloss gehörigen Tavernen auf eigene Rechnung verkaufen." (Ausarbeitung von Lorenz Fischaleck)

Das waren das Gasthaus "Zur Alten Post" in Neufahrn, die Taverne in Oberlindhart neben der Brücke und das Wirtshaus am Schmalenstein am Rande von Hofendorf.

Entsprechend wurde auch der Sommer- und der Winterkeller wechselweise den Parteien zugesprochen.

1592 beklagt sich Wolf Sigmund bei der Regierung in Landshut über die Versperrung des Sommerkellers zur Unterbringung des von ihm gebrauten Bieres.

Gab es Geheimgänge zwischen dem Schloss und dem Sommerkeller?

Nein, die gab es nicht.

Wenn sich feindliche Truppen Neufahrn näherten, hätten schon die Vorauskommandos geklärt, ob sich ein Überfall lohne, und der Sommerkeller, außerhalb des Dorfes, wäre sicher als erstes geplündert worden. Wozu also sollte der Schlossbesitzer in den Sommerkeller (bergauf) flüchten.

Einen Tunnel vom Sommerkeller bis zum Schloss zu bauen war zu der damaligen Zeit eigentlich unmöglich.

Die Erde hier besteht aus Löß und Lehm und er hätte unter der Straße und unter dem Bach, der früher neben der Straße durch das Dorf lief, gebaut werden müssen.

In der damaligen Zeit und den begrenzten Mitteln der Hofmarksherrn unmöglich.

Und wer es nicht glaubt:

Dort, wo das X ist, ist, wie immer, der Schatz verborgen.“

Heribert Haber, 25.07.2019

Quellen Text und Bildmaterial: 

http://www.braukultur-franken.de/;images/eissaegen.jpg

Main-Post 29. Juli 2019

Main-Post 29. Juli 2019 http://www.braukultur-franken.de/images/zangehaken_lbb.jpg

Dagmar Fuhrmann in Mittelbayerische Zeitung vom 19. April 2016

Text: Heribert Haber und www.fuellmeister. de

Karte um 1910 aus dem Besitz von Peter Fischaleck.

Heribert Haber, Archivar der Gemeinde Neufahrn i. NB nach Unterlagen von Lorenz Fischaleck.

Landshuter Zeitung vom 4. März 1994.

Heribert Haber, 25.07.2019.

(Bild Brauerei)

Die Gebäude der früheren Brauerei, die auch als Fürstliche Mälzerei diente, wurden 1994 abgerissen. Die Mälzerei wurde zunächst nach Schierling und dann nach Regensburg verlegt.

 

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